JOACHIM KREBS Komponist und Medienkünstler (1952-2013)
AUSSTELLUNGEN, KONZERTE, VORTRÄGE, PUBLIKATIONEN
Zum 70. Geburtstag von Joachim Krebs – Veranstaltungsreihe 2022/23
Das Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik Karlsruhe präsentiert eine dreiteilige Veranstaltungsreihe über den Künstler Joachim Krebs. In Kooperation mit der Badischen Landesbibliothek (BLB) und dem ZKM Karlsruhe wird ein weites Spektrum des Werkschaffens und der Künstlerpersönlichkeit aufgezeigt, durch Aufführungen von Instrumental- und Vokalwerken sowie elektroakustischer Klang- und Medienkunst von Joachim Krebs, ergänzt durch Vorträge und Gespräche.
Rufer – auf Plateau
Kammermusikkonzert und Vortrag
Mit Werken von Joachim Krebs
Laudatio, Prof. Jürgen Christ, Leiter des Landeszentrums für Musikjournalismus und Musikinformatik
17.01.2023, Hochschule für Musik Karlsruhe - 18 Uhr Gespräch und 19.30 Uhr Konzert
Di, 17.01.2023
18.00 und 19.30 Uhr, Velte-Saal
Traumkraut und Rhizom
Zweiteilige Veranstaltung mit Gespräch und Konzert aus Anlass des 70. Geburtstages
des Komponisten und Medienkünstlers Joachim Krebs (1952-2013)
18.00 Uhr
FreundeskreisPERSÖNLICH
Dr. h.c. Hans C. Hachmann im Gespräch
mit Sabine Schäfer und Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
19.30 Uhr
Konzert mit Werken von Joachim Krebs
Rhizom I, 1981
Für Bassklarinette solo und Zuspielband, ca. 14´
Valentin von Paschotka-Lipinski, Bassklarinette
Zuspielband: Harry Spaarnay (Peermusic Classical Hamburg)
Alien Lines and Fields, 1993
für Bassklarinette, Violoncello und Klavier, ca.19´
Bassklarinette: Alexandre Lallemang
Violoncello: Flóra Csöke
Klavier: Yue Zou
PAUSE
Traumkraut, 1981
Für Alt, Bariton und 15 Instrumentalisten, ca. 23´
Nach Texten von Ivan Goll
Luise Lotte Edler, Mezzosopran, Klasse Prof. Hanno Müller-Brachmann
Guillermo Anzorena, Bariton, Neue Vocalsolisten Stuttgart
Ensemble für Neue Musik der Hochschule für Musik Karlsruhe, Dirigent: Joss Reinicke
Koordination: Prof. Manuel Nawri, Prof. Markus Stange
Projektleitung: Sabine Schäfer
Informationen auf der Homepage der Hochschule für Musik Karlsruhe
17.01.2023, 18.00 Gespräch
17.01.2023, 19.30 Konzert
19.01.2023, 19 Uhr, ZKM Karlsruhe
Do, 19.01.2023
19.00 Uhr – Vortragssaal des ZKM Karlsruhe
Das Leben als Experiment
Der Komponist und Medienkünstler Joachim Krebs (1952-2013)
Die Veranstaltung reflektiert mit Dokumentationen und Werkaufführungen den Musiker und Komponisten Joachim Krebs als politischen und transkulturell beeinflussten Künstler, als Rockmusiker und Medienkünstler.
Vortrag:
Prof. Dr. Michael Harenberg, Musikwissenschaftler und Leiter des Studienganges Sound Arts der Hochschule der Künste Bern (HKB) von 2002–2022
Live-Aufführung:
Rhizom I (1981) für Bassklarinette und Zuspielband von Joachim Krebs, Bassklarinette: Valentin von Paschotka-Lipinski (Klasse Prof. Julius Kircher) der Hochschule für Musik Karlsruhe
Präsentation:
Elektroakustische und multimediale Sound Art des Künstlers
mit Archivalien aus dem Digitalarchiv des ZKM
Künstlerische Auswahl: Sabine Schäfer
Archiv: Dipl. Bibl. Hartmut Jörg, Abteilung Wissen – Sammlung, Archive, Forschung des ZKM
Koordination und Projektleitung: Sabine Schäfer
Informationen auf der Homepage des ZKM:
Leuchtender KLANG – Klingendes LICHT – Veranstaltungsreihe 2019
Die Badische Landesbibliothek (BLB) präsentiert vom 8.03.-8.06.2019 in Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe, dem ZKM und dem SWR eine Retrospektivausstellung mit den Nachlassarchivalien des Komponisten Joachim Krebs. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Kammermusik, Vorträgen und Kuratoren-Führungen ergänzen die Ausstellung. Kuratorinnen der Ausstellung: Prof. Stefanie Steiner-Grage und Sabine Schäfer.
8.03. – 8.06.2019, Retrospektivausstellung
Leuchtender KLANG- Klingendes LICHT.
Der Komponist und Medienkünstler Joachim Krebs (1952-2013)
Mehr zur Ausstellung
Mehr zum Begleitprogramm
14.5. BLB, Konzert und Führung
16.5. BLB, Gesprächskonzert
24.5. ZKM Karlsruhe, Konzert
25.5. BLB, Führung
7.06. BLB, Konzert
Di, 14.5.2019, Badische Landesbibliothek
mit Sabine Schäfer und Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage
18.00 Uhr Vortrag und Werkaufführung
Wo finde ich Checkpoint Charlie? Das Medienarchiv aus dem Nachlass von
Joachim Krebs im Zentrum für Kunst und Medien, Vortrag von Dipl. Bibl. Hartmut Jörg, ZKM Karlsruhe
Joachim Krebs Rhizom III (1983), in der Fassung für drei Querflöten
Do, 16.5.2019, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik Karlsruhe
Traumkraut und Rhizom
Der Komponist und Medienkünstler Joachim Krebs (1952-2013)
Dr. h. c. Hans C. Hachmann im Gespräch mit Sabine Schäfer, Prof. Dr. Stefanie Steiner-Grage und Prof. Markus Stange, den Kuratoren der Ausstellung Leuchtender KLANG – Klingendes LICHT
Joachim Krebs Rhizom II Version 2, 1991für Schlagzeug und ZuspielbandJoachim Krebs Duo für 2 Klaviere, 1986
Fr, 24.5.2019, 20.00 Uhr, Zentrum für Kunst und Medien ZKM Karlsruhe
Werke von Joachim Krebs und dem Künstlerpaar <SA/JO> treffen auf Kompositionen für Blockflöte (und Elektronik) von Eugène Bozza, Kathrin A. Denner, Karel van Steenhoven und Ling-Hsuan Huang. Carolin E. Fischer, Blockflöten und Live-Elektronik
Sa, 25.5.2019, 11.00 Uhr, Badische Landesbibliothek, Ausstellungsraum
Fr, 7.6.2019, 19.00 Uhr Badische Landesbibliothek
Publikation: „Traumkraut und Rhizom“
Portrait über den Komponisten und Medienkünstler Joachim Krebs
von Sabine Schäfer, in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 2017/18,
hg. von der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg, 24. Band, Stuttgart: Metzler 2018.
ZULETZT GESEHEN
Ausstellung: „Kommunikation als Prozesse des Lebens“
Schloss Lautrach, 20.03.-31.10.2018
Werke von Sabine Schäfer und des Künstlerpaars <SA/JO>
weiterführende Informationen
Ausstellung: „Bewegt euch! – 1968 und die Folgen in Karlsruhe“
Stadtmuseum Karlsruhe, 27.04.-14.10.2018
Präsentation von Originaldokumenten des Musikers Joachim Krebs (kb, comp) als Mitglied der Polit-Rock-Band „Checkpoint Charlie“
Sammlung des ZKM: „SonicRooms“ und „MicroSonical Shining Biospheres No.1“
Übernahme der Kunstwerke, ab Oktober 2018
Ausstellung: „Denn die Zeiten ändern sich … Die 60er-Jahre in Baden-Württemberg“
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 22.12.2017-24.06.2018
Präsentation von Originaldokumenten des Musikers Joachim Krebs (kb, comp) als Mitglied der Polit-Rock-Band „Checkpoint Charlie“
Ausstellung: „WHY KNOT? Rhizome – Connection – Icon“
Galerie GEDOK Karlsruhe, 13.01.-11.02.2018
Werke von Sabine Schäfer und dem Künstlerpaar <SA/JO>
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Retrospektivausstellung, 18.05.-30.07.2017
Joachim Krebs: Deleuze und der Sampler als Audio-Mikroskop
Ausstellung über das künstlerische Schaffen des Komponisten und Klangkünstlers Joachim Krebs
weiterführende Informationen
Vortrag
Werke des Komponisten und Medienkünstlers Joachim Krebs
Reihe: “Bücherfunde in der Lounge”
Badische Landesbibliothek Karlsruhe (BLB) 12. Oktober 2017, 18 Uhr
Sabine Schäfer
Vortrag
Vom kunstvollen Klang der Schrecken
Der Mikrokosmos der Natur in den Klangkompositionen des Künstlerpaares <SA/JO>
Staatliches Museum für Naturkunde SMNK Karlsruhe, 4. Juli 2017, 18.30 Uhr
Sabine Schäfer und Dr. Manfred Verhaagh
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Vortrag
Mikroskopischer Blick in den Naturklang
Über den Mikro- und Makrokosmos der Natur in den Werken des Künstlerpaares <SA/JO> Sabine Schäfer /Joachim Krebs
von Sabine Schäfer
ZKM Medialounge um Sechs, 1. Juni 2017, 18 Uhr
weiterführende Informationen
Konzert
In-Between Earth and Sky
Badische Landesbibliothek Karlsruhe 18. Mai 2017, 19 Uhr
Kammermusik und Medienkunst des Komponisten Joachim Krebs
Anlässlich der Übernahme der Originalhandschriften des Künstlers
weiterführende Informationen
PERMANENT
RaumKlangInstallation
TopoSonic Tunnel
<SA/JO> Sabine Schäfer / Joachim Krebs
Science Center phaeno Wolfburg
weiterführende Informationen
RaumKlangInstallation
Sonic Lines n´Rooms No. 7
<SA/JO> Sabine Schäfer / Joachim Krebs
ZKM Zenrrum für Kunst und Medien Karlsruhe
weiterführende Informationen
FORSCHUNG IM INNEREN DES KLANGS
IN DEN WERKEN DES IM DEZEMBER VERSTORBENEN KLANGKÜNSTLERS JOACHIM KREBS WURDE DAS UNHÖRBARE HÖRBAR
von John Dack veröffentlicht in der „Neue Zeitschrift für Musik“ (NZfM) Mai 2014
Man muss vorsichtig sein mit der Behauptung, dass Merkmale der künstlerischen Reifephase in frühen Werken eines Künstlers erkennbar sind. Künstlerisches Schaffen ist selten so regelmäßig oder so leicht klassifizierbar. In den späten 1960er Jahren war Joachim Krebs Mitglied der experimentellen Rock-Theatergruppe Checkpoint Charlie.Viele junge Rockmusiker brachten eher ihre jugendliche idealistische Begeisterung als reales politisches Bewusstsein zum Ausdruck. Für Krebs dagegen war «experimentell» in der Tat eine exakte Beschreibung des Ethos von Checkpoint Charlie. Die 1960er Jahre waren natürlich eine Zeit, in der politische Realität – insbesondere in Deutschland – zu Formendes sozialen Engagements in allen Genres der Musik führte. Die Verbindung war unausweichlich. Zwei rote Fäden aus dieser Zeit spannten sich durch seine nachfolgende Arbeit:
Erstens bestätigten Krebs’ frühe Experimente mit Tonbandgeräten die Rolle der Technik als Mittel zur Erforschung und des Hervorbringens der verborgenen Klangwelt und der Natur. Zweitens kann ein Interesse für soziales Engagement erkannt werden, das bei Krebs auch zu einem hoch entwickelten Sinn für Umweltbewusstsein führte.
Diese Aspekte seiner Arbeit verdienen eine nähere Betrachtung. Die Verwendung des Synthesizers in den 1970er Jahren erhielt Joachim Krebs’ Auseinandersetzung mit Technik aufrecht. Alle Musiker, die in diesem Zeitraum Synthesizer benutzten, werden sich an den schrittweisen – und häufig unbehaglichen – Übergang von der analogen zur digitalen Technik erinnern. Krebs lehnte die Standardisierung, die Hand in Hand mit kommerziellen Entwicklungen in Design und Herstellung von Synthesizern ging, ab.
Er wandte sich stattdessen den besonderen Funktionen der digitalen Sampler zu, um
bislang unbekannte Klangwelten zu entdecken.
Diese Art der Erkundung kann mit der Arbeit eines anderen Pioniers verglichen werden: In den 1940er und 1950er Jahren verwendete der Franzose Pierre Schaeffer Technik, die normalerweise für andere Zwecke im Medium Rundfunk gedacht war. Schaeffer behauptet, dass diese subversive Verwendung «eine kreative Energie der Maschine freisetzt […]. Maschinen sind plötzlich nicht mehr damit zufrieden wiederzugeben, was ihnen gegeben
wurde. Sie haben begonnen, – wie aus eigenem Antrieb – etwas zu machen.»
Technik wird aktiv. Geräte wie das Tonbandgerät konnten über ihre unmittelbare Funktion der Aufzeichnung und Wiedergabe hinausgehen, um Klangaspekte zu offenbaren, die unter normalen Bedingungen unbemerkt bleiben. Bei Schaeffer wurde der Prozess des Samplings mittels der Schellackplatte, des «Phonogens» und des Magnetbandes durchgeführt. Krebs verstand, dass Sampler Klänge nicht nur aufzeichnen und wiedergeben, sondern sie durch Umkehrung, Beschleunigung, Verzögerung, Fragmentierung und Kombination auch
transformieren können. Er betrachtete den Sampler als Klang-Molekularisierungsmaschine,
und unter Heranziehung der Schriften des Philosophen Gilles Deleuze untersuchte
er die Art und Weise, wie Klang als materielle Substanz zusammengehalten wird.
Der Sampler wurde damit zu einem Instrument für etwas, das man als Verfahren zur forensischen Untersuchung von Klang bezeichnen könnte. Er wurde zu etwas, das
Krebs als EndoSonoSkop bezeichnete. Mikroskopie ist eine herkömmliche wissenschaftliche
Bezeichnung, aber der Unterschied zwischen dem Mikroskop und dem Endoskop ist wichtig:
Im Gegensatz zum Mikroskop, das Objekte von außen untersucht, war Krebs’ Absicht, die innere Welt des Klangs zu durchforschen. Um sein Innenleben zu hören. Durch die Beschleunigung und Verlangsamung von Klangereignissen und Prozessen, die vorher unhörbar waren, gab die Mikrowelt der Klänge ungehörte Phänomene preis und gewährte einen Einblick in die bisher unhörbare Welt der Natur.
Um die Umschreibung einer Äußerung Paul Klees zu zitieren, die im Begleittext zur CD TopoPhonic Spheres zu finden ist: «(Klang-)Kunst gibt nicht das Sichtbare (Hörbare) wieder, sondern macht sichtbar (hörbar).» Die Serie der vier Artificial Soundscapes veranschaulicht sowohl die Verwendung der aus dem Sampler abgeleiteten Techniken, «das Unhörbare hörbar zu machen», als auch Joachim Krebs’ oben genannte ökologische Sensibilität. Alle Klänge stammen aus natürlichen Quellen;
die Künstlichkeit ergibt sich aus den Techniken der digitalen Verarbeitung die den inneren Charakter der Klänge für den Hörer zum Vorschein treten lässt.
Der so geschaffene Dualismus von Natürlichem und Künstlichem stellt ein Feld von Möglichkeiten dar, in dem Krebs «Klangmoleküle» erzeugen konnte, die in dichten oder durchsichtigen polyphonen Netzen transformiert und kombiniert wurden. Die Klänge behielten ihren Ursprungscharakter nicht, weil sie erkennbar blieben – die Trans-formationen und Wiederholungen ließen eine solche genaue Identifizierung oft nicht zu – sondern weil die Eigenschaften der Klänge von Insekten oder Wasser ihre organische Schönheit bewahrten.
Die Form des Werks ist nicht von «außen» auferlegt; sie resultiert aus der Stimmigkeit, mit der die Klänge buchstäblich komponiert werden, und mit der die durch Technik vermittelte dreigliedrige Beziehung Kunst – Natur – Mensch explizit gemacht wird. Sind die Artificial Soundscapes elektroakustische Kompositionen im engeren Sinne? Sicherlich können sie als solche betrachtet werden. Krebs’ Absicht war es jedoch, eine Art von akustischer Kunst zu schaffen, die nicht den traditionellen Kategorien zuzuordnen ist. Spätere Entwicklungen, wie die Klanginstallation ProsaPhon aus der Berliner Ausstellung «Poesie als Kunstklang» (2013), zeigen eine weitere Facette seiner Fähigkeit, Klänge auseinanderzunehmen und zu rekonfigurieren. Poesie muss nicht – sollte nicht – Text auf einem Blatt bleiben. Die akustische Natur des gesprochenen Worts macht die klanglichen Qualitäten von Krebs’Arbeit sehr genau deutlich. Wir hören flüchtige Klangeigenschaften, die sich nicht durch den Prozess der Aufnahme festhalten lassen, die subtilen Veränderungen der Klangfarbe und Intonation sowie rhythmischen Tonfall und das Zusammenspiel zwischen Konkretem und Abstraktem.
ProsaPhon war eine Gemeinschaftsarbeit, und natürlich kann keine Diskussion über das Werk von Joachim Krebs ohne Verweis auf seine künstlerische Partnerin Sabine Schäfer beendet werden. Obwohl jeder der beiden Künstler eigene Werke geschaffen hat – Krebs seine Artificial Soundscapes und Schäfer ihr Raumklangkunst-Projekt TopoPhonien –, hat ihre Zusammenarbeit Klangkunstwerke von tiefgreifender Schönheit hervorgebracht (vgl. www.sajo-art.de).
Gemeinsame Projekte zeigen ein verbindendes Interesse an natürlichen Klängen
und Geräuschen. AquaAngelusVox aus dem Jahr 1997 z.B. ist eine Raumklangkomposition, für die Wasser- und Vogelklänge sowie Frauenstimmen gesammelt und umgewandelt wurden, um mittels der Techniken der EndoSonoSkopie wieder als Klangmaterial präsentiert zu werden.
Ein neueres Projekt, die audiovisuelle Installation SolarSonical Insects, war Teil der Ausstellung «Sound Art. Klang als Medium der Kunst» im ZKM in Karlsruhe (2012/13). In dieser Arbeit sind 7 200 Bilder der Sonne, die aus der NASA-Mission
«Solar Dynamics Observatory» stammen, zu einem zehneinhalbminütigen Video zusammengeschnitten. Diese beschleunigten Bilder verwandeln die Sonne in eine atemberaubende, sich langsam entwickelnde Scheibe. Dies wird durch Klangaufnahmen von Insekten wie Grillen und Zikaden begleitet. Im Gegensatz zu den beschleunigten Bildern sind die Klangaufnahmen verlangsamt.
Beide Verfahren ermöglichen dem Betrachter Zugang zu den Mikro- und Makrodimensionen der Natur. Keine der beiden Dimensionen wäre ohne ein solches atemberaubendes Kunstwerk erfahrbar.
Darüber hinaus wird ihre Typologie von Klanginstallationen von bleibendem Nutzen für Künstler und Studenten sein. Ich bin mir sicher, dass Joachim Krebs’ Anwesenheit in Sabine Schäfers zukünftigen Arbeiten offensichtlich sein wird.
Seine Reise ging von Tonbandcollagen zum Bonner «Beethoven-Preis», von KlangMikroskopie zur Poesie als Klangkunst. Mit großer Traurigkeit begreife ich erst jetzt allmählich, dass ich nicht mehr weiter mit ihm reisen kann. Der Romantiker Percy Bysshe Shelley schrieb in seiner Verteidigung der Poesie, dass die Poesie «den Schleier von der verborgenen Schönheit der Welt lüftet». Joachim Krebs’ Arbeit ermöglicht es uns, die verborgene Schönheit derWelt zu hören, und das wird sicher das bleibende Vermächtnis des im Dezember vergangenen Jahres verstorbenen Künstlers sein.
John Dack , London
Übersetzung: Dr Ralf Nuhn
Dr. John Dack ist Musikwissenschaftler und arbeitet als Senior Lecturer (Musik und Technik) an der Middlesex Universität in London.Er hat erstmals im Jahr 1999 im Zusammenhang mit seiner Arbeit als Senior Research Fellow für Klangkunst an der Middlesex Universität in London mit dem Künstlerpaar <SA/JO> Kontakt aufgenommen. Im Jahr 2001 lud er das Künstlerpaar ein einen Vortrag für Klangkunst-Studenten zu halten. Bei diesem Besuch haben sie auch ihre Arbeit „Sonic Lines n’Rooms No.5“ und Sabine Schäfers „Was erzählte ich über ‚Sprach(t)räume’?“ beim LimitedNOISE Festival in der Londoner 291 Galerie vorgestellt. Seit 2001 hält er engen Kontakt mit ihnen und besucht sie fast jedes Jahr in Karlsruhe. John hat Texte zu ihrem Buch „TopoSonic Arts“ und ihrer CD „AquaAngelusVox“ beigetragen. Darüber hinaus hat er zusammen mit Dr. Ralf Nuhn mehrere Texte des Künstlerpaars übersetzt.